Online Sprechstunde / Schnarch Fakten / Wissen

Eure Fragen, Darios Antworten.

Was macht ein Logopäde?

Wir behandeln sämtliche Störungen rund um das Sprechen und die Sprache, die Kommunikation und ihre Abweichungen, sofern sie den organisch-funktionalen Teil betreffen – dazu zählen: fehlerhafte Aussprache durch falsch gesteuerte Mundmotorik, muskuläre Schwächen der Sprechwerkzeuge (Lippen, Zunge, Gaumen) und des Rachens, Stottern, neuronale Sprachschädigungen nach einem Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma (Unfälle), aber auch Stimmprobleme und alles rund um den Kehlkopf. Und zum Kehlkopf gehört auch das Schlucken: Logopäden sind für die Therapie von Schluckstörungen zuständig.

Warum Schluckstörung? Was gibt es da zu therapieren? Schlucken kann doch eh jeder.

Normalerweise ja. Aber bei neurologischen Schädigungen wie z.B. Schlaganfälle, Kopfverletzungen, demenzielle Abbauprozesse, kommt es häufig zu Beeinträchtigung der Schluckfunktion. Die Leute können aufgrund der mangelnden nervlichen Kontrolle und Sensibilität den Schluckakt nicht mehr korrekt durchführen, sodass Speiseteile in die Lunge geraten, wo sie aber nicht hingehören (dies führt dann oft zu Lungenentzündungen). Der Kehlkopf ist für die Abdeckung der Luftröhre und somit Verschluss der Atemwege beim Schlucken zuständig, das ist von Natur aus seine ureigenste biologische Funktion (erst sekundär ist er zum Sprechen und für die Stimmbildung da). So sind wir Logopäden eben auch für die Schluckbehandlung ausgebildet und kompetent.

Was ist der Unterschied zwischen einem Logopäden und Logotherapeuten?

Der Logopäde ist wie schon gesagt der klinische Sprach-, Stimm- und Schlucktherapeut. Der Logo-therapeut ist aber ein Psychotherapeut – die Logotherapie ist eine Psychotherapiemethode (nach Viktor Frankl).

Wie kam diese Idee der Schnarchbehandlung?

Das war eine logische Weiterentwicklung der bereits bestehenden therapeutischen Anwendungen für die anderen logopädischen Krankheitsbilder wie eben Schluckstörungen oder Stimmprobleme. Denn beides spielt sich im Hals und Rachen ab, und wir Logopäden sind eben von unserer fachlichen Ausrichtung her auf dieses Areal speziell abgezielt. Wir sind sozusagen die Physiotherapeuten für den Hals. Und so war es nur logisch, dass auch das Schnarchen, welches ja ursächlich im Hals-Rachen-Raum stattfindet, eine Domäne für uns Logopäden ist.

Worauf achtest du in der individuellen Patientenbehandlung?

Die Schnarch-Übungen gibt es in der Logopädie – für die Behandlung von Schluckstörungen, Aussprachproblemen , also alles was sich im Hals und rund um den Kehlkopf abspielt.

Wir haben diese bestehenden Übungen nur hergenommen und für Schnarcher (und Schlafapnoiker) abgewandelt. Und danach kommen bzw. kamen noch weitere, zusätzliche Sonderübungen hinzu, die wir speziell für die Zielsymptomatik des Schnarchens dazukreiert, beigefügt habe.

Im konkreten Fall am Patienten mache ich keinen Unterschied in der Übungsauswahl zwischen reinen Schnarchern oder Schlafapnoikern, oder zwischen einzelnen Personen. Unterschiede ergeben sich nur in der individuellen Kontrolle der Übungsdurchführung am Menschen: es gibt Leute, die körperlich versierter und erfahrener sind, die die Übungen gleich von Anfang besser können, schneller beherrschen, andere tun sich eben schwerer und benötigen mehr Anleitung, Überwachung (körpertechnische) und Feedback.

Auch fällt nicht jedem Menschen jede Übung im Programm gleich leicht, da gibt es eben interpersonelle Unterschiede, es ist wichtig, eher die Übungen besonders oft zu machen, die man eben nicht oder weniger gut kann und nicht die einem ohnedies leicht fallen. Es ist leider beim Körperaufbauen so..Auf diese Weise entstehen die personalen, individualisierten Unterschiede in der Betreuung und Übungsanwendung.

Ist das Thema Schlafapnoe oft Thema im Klientenverkehr?

Ja, durchaus. Wenngleich die meisten meiner Klienten und Patienten reine, also nur akustische Schnarcher sind. Obwohl es durchaus eine Korrelation zwischen Gradstärke und Ausmaß des Schnarchens gibt und der Gefahr vom Auftreten von zusätzlichen Atemaussetzern: je stärker ich schnarche, desto näher bin ich einem Schlafapnoesyndrom, also desto höher das Risiko, dass ich irgendwann einmal zusätzlich Atemverschlüsse entwickle.Aber viele bereits bestehenden Schlafapnoiker kommen auch wegen eines Leidensdrucks, dass sie die ärztlich verordnete Schlafmaske, also dieses Beatmungsgerät im Schlaf, nicht gut vertragen und daher ablehnen, boykottieren. Die setzen natürlich ihre Hoffnung ganz auf eine alternative Behandlung wie meine.

Kann man vorbeugend trainieren?

Ja, natürlich. Es gilt wie für den restlichen Körper auch: Prophylaxe ist immer besser als nachträglich (Fehler) ausbügeln. In konkreten Fall des Trainingsablaufs oder -aufwands gibt es aber keinen Unterschied, ob jemand präventiv, also zum vorausschauenden allgemeinen Körperaufbau meine Schnarchübungen macht, oder ob er bereits in einem schweren Schnarchstadium oder gar Schlafapnoesyndrom drin steckt.

Für beide Personengruppen kann so ein Training nur nutzvoll sein – es kann praktisch NIE schaden! Es gibt keine (negativen) Nebenwirkungen. Nur derjenige, der noch kein manifester Schnarcher ist, d.h. seine orale Zone (Mund-Hals-Rachen) über Jahre noch nicht so vernachlässigt hat, wird vielleicht den Trainingserfolg und die Zielanforderung schneller erreichen, die Übungen schneller und besser, leichter beherrschen. So wie jemand, der noch jung, schlank und frisch ist, wird weniger Zeit brauchen, um zu seiner gewünschten Form und Fitness zu gelangen, als ein Älterer, der schon übergewichtig ist und viele Jahre lang nichts körperlich mehr getan hat, schon deutlich mehr abgebaut hat.Daher gilt immer: Vorbeugen ist besser als heilen.

Sollte man als erstes so ein Schnarchbehebungs-Training probieren , ehe man sich nach weiteren, schwerwiegenderen Therapieversuch umsieht wie z.B. Operationen?

Natürlich. Ich finde, gerade bei chronischen Erkrankungen, wo also keine akute Gefahr in Verzug ist, wo also nicht schnell und überstürzt gehandelt werden muss, sollte im Behandlungsfortgang immer eine Art progressiver, also steigernder Größenschluss gelten d.h. man sollte immer mit der kleinsten, harmlosesten, nebenwirkungsärmsten Therapieoption beginnen – ehe man sich dann, bei Ausbleiben eines erhofften Erfolgs, zu schwereren, massiveren Eingriffen entschließt.

Denn wenn ein Training wirklich nichts hilft – dann kann man sich immer noch für gravierendere Folgemaßnahmen entscheiden. Aber wenn man einmal operiert hat, kann man es nicht ungeschehen machen. Ganz zu schweigen von den sonstigen Operationsrisken einer Narkose, Thrombose oder Infektion.



Mai 19, 2022